Mobilität ist Chefinnensache!
"Harry, fahr schon mal den Wagen vor." Die Älteren werden sich an dieses Mobilitätsverständnis von Chefs noch erinnern. Oberinspektor Stephan Derrick lässt von 1974 bis 1998 im ZDF seinen Assistenten Harry Klein den Dienst-BMW vors Krimistudio fahren - und das in der Großstadt München. Fürs Flächenland Niedersachsen gibt Dr. Bernd Althusmann, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, eine andere Richtung vor: Bei einer Veranstaltung der MOBILOTSIN sagte Althusmann mit Blick auf Land und Kommunen: "Gerade bei steigenden Spritpreisen ist es das gemeinsame Ziel, den ÖPNV so attraktiv zu gestalten, dass er eine echte Alternative zum Auto darstellt – in der Stadt und besonders auf dem Land.“
Wie das gehen kann, haben jetzt 20 Absolventinnen und Absolventen unseres Lehrgangs "Kommunales Mobilitätsmanagement" erarbeitet. Uns freut besonders, dass Minister Althusmann ihnen die Urkunden zum Lehrgang überreicht hat. Eine Absolventin stellen wir heute im Interview vor: Petra Lübbers, Bürgermeisterin der Gemeinde Twist im Emsland. Sie ist die erste Hauptverwaltungsbeamtin, die den Lehrgang besucht hat. In Twist ist Mobilität jetzt Chefinnensache - und Petra Lübbers denkt dabei nicht nur ans Auto.
Wir sagen Danke fürs Lesen – und wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns. Ihr Team MOBILOTSIN
Bürgermeisterin empfiehlt Lehrgang

"Können Planungsfehler vermeiden"
In Twist im Emsland ist Mobilität Chefinnensache: Petra Lübbers (CDU) ist die erste Bürgermeisterin in Niedersachsen, die unseren Lehrgang Kommunales Mobilitätsmanagement absolviert hat. Lübbers sagt: „Ich glaube wir können jetzt Fehler bei der Planung vermeiden, die wir sonst teuer wieder korrigieren müssten.“
Frau Lübbers, plumpe Frage am Anfang: Würden Sie den Lehrgang weiterempfehlen?
Ja, würde ich tatsächlich. Beim Lehrgang habe ich einen ganzen Kasten voll Möglichkeiten kennengelernt, wo wir als Kommune bei moderner Mobilität ansetzen können – oder wo wir den Landkreis ins Boot holen können, bis zur Frage nach finanziellen Fördermöglichkeiten.
Gibt es ein Thema, das bei Ihnen besonders haften geblieben ist?
Ich denke, wir können Planungsfehler vermeiden. Es ist ja im ländlichen Raum noch ganz normal, überall viele Parkplätze anzulegen. Twist wächst – und darauf bereiten wir uns vor. Wir werden jetzt bei der Planung viel genauer gucken, wo wirklich Parkplätze gebraucht werden. Wir werden mehr darauf achten, neue Gebiete nicht ums Auto herum zu planen, sondern auf Lebensqualität setzen, mehr ans Fahrrad und Fußverkehr denken. So können wir Fehler vermeiden, die wir sonst irgendwann teuer wieder korrigieren müssten. Das ist eine Erkenntnis aus dem Lehrgang, die mich überrascht hat. Ich hatte das Thema Parkplätze immer unter „Großstadt“ abgelegt – aber das stimmt nicht.
Was halten Sie von dem Satz „Auf dem Land geht’s nicht ohne Auto“?
Komplett ohne Auto geht’s sicher nicht überall. Auf dem Twist gibt es gute Ausbildungsmöglichkeiten die mitunter mit frühen Arbeitszeiten einhergehen, zudem liegen die Ortsteile der Gemeinde doch sehr weit auseinander. Mit der bestehenden – beziehungsweise nicht bestehenden - ÖPNV-Anbindung ist das ein Riesenproblem! Da fahren dann die Eltern die Jugendlichen zur Arbeit, ein Roller muss her … im schlimmsten Fall wird eine Ausbildungsstelle gar nicht erst angetreten - das kann es ja auf Dauer nicht sein. Da möchte ich gemeinsam mit den Betrieben Lösungen entwickeln. Und das Thema „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ ist ja auch Teil des Lehrgangs.
Der Lehrgang besteht aus drei Mal drei Tagen – können Sie als Verwaltungschefin einfach so lange weg sein?
Das war mit guter Planung machbar – und weil wir gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Ich bin gerne „vor der Lage“, deshalb ist es mir wichtig, mich bei diesem bedeutenden Thema schlau zu machen. Fragen nach modernen Mobilitätsangeboten und Alternativen zum Auto werden auf dem Land lauter werden. Ich will das Handwerkszeug kennen, mit dem wir als Kommune arbeiten können.
Themen rund ums Auto werden in Deutschland häufig sehr kontrovers diskutiert – auch an Parteigrenzen entlang.
Auf kommunaler Ebene nach meiner Wahrnehmung eigentlich nicht. Bei uns wird viel überparteilich entschieden.
Info: Das ist Twist
Twist, gesprochen „Twiest“ liegt bei Meppen, hat fast 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner, die nicht in, sondern „auf dem Twist“ leben. Es gibt zahlreiche Angebote zum Wandern oder Radfahren, die Niederlande sind nicht weit und die Baulandpreise niedrig. Die Twister beschreiben sich selbst übrigens so: „Aufm Twist mögen wir die Natur und meist auch unsere Nachbarn, wenn wir sie am Gartenzaun grüßen.“
Minister Althusmann ehrt Absolventen

Urkunden für Lehrgangsteilnehmerinnen und Teilnehmer
Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, betont die Bedeutung eines umfassenden Mobilitätsmanagements, um Alternativen zum Auto anzubieten. Der Minister hat jetzt 20 Absolventen des Lehrgangs „Kommunales Mobilitätsmanagement“ ihre Urkunden überreicht. Mit Blick auf die Absolventinnen und Absolventen sagte der Minister: „Alle Kommunen sollten Mobilitätsmanagement als Aufgabe erkennen. Dabei geht es darum, alle Fragen von Verkehr gemeinsam zu denken – Bus, Fahrrad, Auto, Leihwagen-Angebote und zu Fuß gehen, das muss zusammenpassen.“
Die meisten neu ausgebildeten Mobilitätsmanagerinnen und Manager sind Angestellte von Kommunen. LNVG-Geschäftsführer Christian Berndt sagte, ihre Aufgabe werde sein, dafür zu sorgen, dass Verkehr für alle Bereiche einer Kommune zusammen gedacht werde, um Verbesserungen zu erreichen. In einem Flächenland wie Niedersachsen brauche es eine Verknüpfung verschiedener Verkehrsangebote: Moderne Abstellanlagen für eine Verknüpfung von Fahrrad, Bus und Bahn angeboten werden, außerdem seien Leihfahrräder, Teilautos oder auch flexible Bedienformen wie Rufbusse und -taxis weitere Möglichkeiten. Auch die Sicherheit von Fußgängern müsse verbessert werden. Berndt: „Das alles stärkt die Attraktivität der Ortskerne.“
Mitte Juni startet ein weiterer Lehrgang. Nähere Infos zum Lehrgang Kommunales Mobilitätsmanagement sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf unserer Homepage.
Nächster Lehrgang im Juni

Chance für Mobilitätswende nutzen
Unser nächster Lehrgang „Kommunales Mobilitätsmanagement" startet im Juni. Es sind noch Restplätze vorhanden. Das ist Ihre Chance zur Mobilitätswende!
Mobilität ist im Fluss: Neue Technologien, bedarfsgerechter ÖPNV und Sharing-Angebote, der bunte Strauß an Mobilitätsangeboten stellt sowohl Führungskräfte, Referentinnen und Referenten als auch die Sachbearbeiterschaft vor immense Herausforderungen. Dazu kommt die Frage: Passen die bisherigen Strukturen und Verteilung der Aufgaben noch? Nutzen Sie das Gespräch mit den vortragenden Referentinnen und Referenten und für den Austausch.
Der Kurs ermöglicht insbesondere interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Kommunen, Landkreisen oder ÖPNV-Aufgabenträgern sowohl verkehrsfachliches Wissen, als auch kommunikative Fähigkeiten zu erwerben und auszubauen. So liegt der Fokus neben fachlichen Vorträgen durch renommierte Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis auch auf dem Austausch untereinander.
Die Termine:
Modul 1 | 13.06. – 15.06.2022 | Göttingen
Modul 2 | 26.09. – 28.09.2022 | virtuell
Modul 3 | 28.11. – 30.11.2022 | voraussichtlich Hannover
Die Teilnahmegebühr beträgt für den Lehrgang im Sommer 2022
- Für Angehörige aus niedersächsischen Kommunen/Institutionen 1.990,- EUR (inkl. Mwst)
- Für Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen/Institutionen außerhalb von Niedersachsen 2.190,- EUR (inkl. Mwst)