Newsletter | 08.04.2024 M

Jetzt geben wir Fuß!

„Gebt weiter Gas!“, schrieb uns neulich ein alter Freund. Aber das werden wir nicht tun – nein, jetzt geben wir richtig Fuß! Voraussichtlich zehn Kommunen bekommen von uns kostenlose Fußverkehrs-Checks bei ihnen vor Ort. Wir liefern gratis das Komplettpaket: Wir beauftragen Planungsbüros und koordinieren Abläufe. Die Mittel stellt das Land Niedersachsen zur Verfügung. Worum geht’s in den Kommunen? Sie können prüfen, wie sich die Bedingungen für Fußgängerinnen und Fußgänger bei ihnen verbessern lassen. Dabei geht es unter anderem darum, ob Fuß- oder Überwege barrierefrei sind. Auch wird zum Beispiel deutlich, ob vielleicht wichtige Wegeverbindungen oder Straßenbeleuchtungen fehlen oder ob sich der Weg zur Bushaltestelle besser gestalten lässt.

Die Checks werden noch in diesem Jahr starten – Kommunen, die dabei sein wollen, müssen jetzt schnell sein. Die Bewerbungsfrist läuft bis 22. April 2024. In diesem Newsletter haben wir die wichtigsten Infos, Links und Hintergründe zusammengestellt.

Wir sagen Danke fürs Lesen und freuen uns auf viele Bewerbungen!

Ihr MOBILOTSIN-Team

Ganderkesee hat gecheckt

Das sagt die Praktikerin

Sabine Finke ist Leiterin des Fachdienstes Straßen und Verkehr der Gemeinde Ganderkesee (Landkreis Oldenburg). Hier hat die MOBILOTSIN im vergangenen Jahr erstmals einen Fußverkehrs-Check organisiert. Finke sagt: „Es ist wichtig, Bürgerinnen und Bürger mit verschiedenen Interessen zu beteiligen.“

Frau Finke, was sind für Ganderkesee die wichtigsten Ergebnisse des Fußverkehrs-Checks?

Wichtig ist für mich, dass zu Fuß Gehende in den Fokus gerückt werden. Es wird zurzeit viel über die Förderung des Radverkehrs gesprochen und der Fußverkehr wird wenig bedacht. Durch verschiedene Mobilitätshilfen, etwa Rollator, elektrische Rollstühle, E-Scooter und Pedelecs, ist es eng auf den Gehwegen geworden. Auch wenn es sich um reine Gehwege handelt, werden sie häufig von Radfahrenden genutzt. Bisher hatten wir die Belange des Fußverkehrs und der Barrierefreiheit nur bei Neu- oder Umbauten berücksichtigt.

Hat Sie etwas überrascht?

Ja, bei den Begehungen ist ganz deutlich geworden, an wie vielen Stellen gerade mobilitätseingeschränkte Personen wortwörtlich vor Problemen stehen. Viele dieser Problemstellen lassen sich mit relativ geringen Mitteln beseitigen. Einige der vorgeschlagenen Maßnahmen können im Rahmen von Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, zum Beispiel Bordabsenkungen durchführen oder Kontraste an Straßenpollern anbringen.

Zu den Checks gehören auch Begehungen und Workshops. Wie war die Resonanz?

An den Veranstaltungen haben zwischen 16 und 21 Personen teilgenommen. Ich war mit den Veranstaltungen zufrieden. Es kamen zahlreiche Hinweise von den Teilnehmenden, die sowohl in den Workshops als auch bei den Begehungen diskutiert wurden. Gerade für die Begehungen war die Gruppengröße gut, um gemeinsam Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Welchen Einfluss haben die Ergebnisse der Fußverkehrs-Checks?

Die Ergebnisse können direkten Einfluss auf zukünftige Arbeitsprozesse haben. Bei Planungen werden die Hinweise aus dem Fußverkehrscheck berücksichtigt. Auch bei der Beschaffung von Stadtmobiliar wird künftig auf Barrierefreiheit geachtet. Das gesamte Vorgehen wurde von der Verwaltungsspitze und von der Politik unterstützt. Vertreter der Politik haben auch an einer Begehung teilgenommen. Die Ergebnisse werden im nächsten Fachausschuss der Politik vorgestellt. Die Umsetzung der Maßnahmenempfehlungen kann nur sukzessive und priorisiert erfolgen. Das ist außerdem abhängig vom jeweiligen Straßenbaulastträger und von den personellen und finanziellen Kapazitäten.

Welche Institutionen waren vor Ort beteiligt?

Wir haben zahlreiche Stakeholder direkt angeschrieben und eingeladen, ich darf die einfach mal aufzählen: Schulleiterinnen und Schulleiter, Schulelternrat, Seniorenbeirat, Arbeitskreis der Selbsthilfe- und Initiativgruppen der Gemeinde Ganderkesee, Gleichstellungsbeauftragte, Ratsmitglieder, Polizei, Straßenbaulastträger, Werbegemeinschaft und Orts- und Heimatvereine. Von den Eingeladenen haben dann einzelne Personen teilgenommen. Einige haben sich vorab telefonisch oder per E-Mail zu dem Thema geäußert.

Reden wir über Organisatorisches. Wie viel Personalkapazitäten aus der Kommune waren eingebunden?

Aufgrund der hervorragenden Unterstützung durch die MOBILOTSIN waren die Personalkapazitäten überschaubar. Die MOBILOTSIN hatte ja Vergabe und Beauftragung des Planungsbüros übernommen und auch bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Es mussten die Workshops organisiert und die Bürgerinnen und Bürger sowie die Stakeholder informiert werden. Auch die Inhaltliche Vorbereitung wurde durch das Planungsbüro und die MOBILOTSIN zum größten Teil übernommen.

Musste Ganderkesee zusätzliches Geld in die Hand nehmen?

Finanzielle Mittel wurden lediglich für den Druck von Plakaten und Flyern sowie für Getränke bei den Veranstaltungen von der Gemeinde aufgebracht.

Welche Bedeutung hatte die Unterstützung von außen für das Projekt?

Es war aus verschiedenen Gründen gut, dass wir Unterstützung von außen hatten. Externe Expertinnen und Experten verfügen über Fachwissen im Bereich Fußverkehr und sie können eine objektive Bewertung der Fußverkehrssituation vornehmen. Außerdem können sie auf Erfahrungen aus anderen Projekten zurückgreifen, um effektive Lösungen und Empfehlungen für die Verbesserung des Fußverkehrs zu geben. Insgesamt kann die Unterstützung von außen dazu beitragen, dass der Fußverkehrs-Check effektiver und umfassender durchgeführt wird und zu besseren Ergebnissen führt. Außerdem erhöht es die Akzeptanz bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Politik und in der Bevölkerung.

Was empfehlen Sie Kommunen, die ebenfalls einen Fußverkehrs-Check durchführen wollen?

Der Fußverkehrs-Check sollte alle relevanten Aspekte berücksichtigen, zum Beispiel die Verkehrssicherheit, die Barrierefreiheit und die Gestaltung (Aufenthaltsflächen). Für die Akzeptanz ist sowohl die Beteiligung der Bevölkerung und der Stakeholder als auch die professionelle Unterstützung wichtig. Hilfreich ist es, wenn an den Veranstaltungen Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Interessen vertreten sind. An unseren Veranstaltungen haben unter anderem Schülerinnen und Schüler, Elternvertretung, Schulleitungen und Seniorinnen und Senioren teilgenommen.

Auf einen Blick

Das passiert vor Ort in den Kommunen

Wie läuft ein Fußverkehrs-Check ab? Los geht’s mit einem Austausch der Verwaltungsspitze sowie zuständigen Fachbereichen, den Planungsbüros und der MOBILOTSIN in Ihrer Kommune. Gemeinsam werden Themenschwerpunkte, mögliche Quartiere und Routen sowie die Zielgruppen besprochen. Das Beteiligungsverfahren selbst startet mit einem Auftaktworkshop. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit dem Fußverkehr in ihrer Kommune zu beschäftigen. Die zuvor geplanten Routen dienen dabei als Diskussionsgrundlage: Wo sind welche Problemstellen zu finden und gibt’s es auch positive Beispiele?

Kurz darauf werden in zwei Begehungen die ausgewählten Quartiere gemeinsam erlaufen. Die ausgewählten Routen sind ca. 2-3 Kilometer lang und an festgelegten Stationen werden die Themenschwerpunkte aus dem Auftaktworkshop aufgegriffen und gemeinsam diskutiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen dort neue Impulse ein. Gut zu wissen: Es können bis zu 30 Leute an einer Begehung teilnehmen. Abschließend werden die aufbereiteten Ergebnisse aus dem Auftakt-Workshop und den Begehungen in einem Abschlussworkshop der Bevölkerung präsentiert. Die Bürgerinnen und Bürger geben Feedback, letzte Anmerkungen und Hinweise.

Die Ergebnisse werden in einem Abschlussbericht festgehalten, zusammen mit einer Liste von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen. Der Grundstein für die Fußverkehrsförderungen in Ihrer Kommune!

So geht es weiter

Hinweise zur Bewerbung

Kommunen können sich bis zum 22. April 2024 für einen der kostenlosen Fußverkehrs-Checks bewerben. Schon Anfang Mai wird feststehen, welche Kommunen zum Zuge kommen. Hier eine vereinfachte Übersicht zum Bewerbungsprozess.

  • Teilnahmeberechtigt sind Städte und Gemeinden in Niedersachsen. Unter bestimmten Voraussetzungen auch Landkreise.

  • Bei der Auswahl der Kommunen wird unter anderem die fachliche Qualität der Bewerbung berücksichtigt. Außerdem sollen möglichst Kommunen verschiedener Größe berücksichtigt werden.

  • Kommunen, die für die Checks ausgewählt werden, verpflichten sich unter anderem, eine feste Ansprechperson zu benennen und alle relevanten Fachbereiche der Verwaltung einzubinden. Vor Ort sollen möglichst unterschiedliche Zielgruppen einbezogen werden. Die Ergebnisse der Checks sollen Grundlage bei künftigen Planungen und Projekten berücksichtigt werden.

  • Für die Workshops vor Ort müssen die Kommunen Räume und Technik stellen. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geschieht in Abstimmung mit der MOBILOTSIN.

Details zum Bewerbungsprozess und den Bewerbungsbogen gibt es hier (Link). Und noch ein Hinweis: Der Bewerbungsbogen muss von der Hauptverwaltungsbeamtin oder dem Hauptverwaltungsbeamten unterschrieben sein. Außerdem ist die Teilnahme der Verwaltungsspitze am Auftaktworkshop am 13. Mai 2024 erwünscht.